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Meine erste Woche mit Emacs

August 1, 2017

Ich habe in den letzten Jahren fast alle verbreiteten Code-Editoren für die tägliche Arbeit genutzt. Die meiste Zeit habe ich im Editor Sublime Text verbracht, welcher stets herhalten musste, wenn mich der Rest genervt hat oder nicht wollte wie ich.

Atom und VS-Code kamen als Electron populär wurde, gefielen mir jedoch nicht gut genug, um einen Wechsel zu rechtfertigen. Auch bevorzuge ich native Apps für Power-Tools. Electron erlaubt, mit Web-Technologien Desktop-Apps zu entwickeln, was gut funktioniert und Spaß macht. Der Nachteil ist, dass die Programme in einer eigenen Chromium-Instanz laufen, was viel Speicher und Akku frisst. Für eine App, welche immer läuft, kommt das für mich nicht in Frage. VS-Code vor allem performt hervorragend und ist für JS/Node-Entwicklung, vor allem mit TypeScript, die ideale Umgebung. Atom ist kostenlos und sehr Einsteigerfreundlich—ich empfehle es oft und gerne weiter.

IntelliJ nutze ich nur für Ausflüge in die Java-Welt. Hier sind IDEs klarer Favorit. VIM habe ich einige Zeit genutzt, und finde, dass es die produktivsten Tastaturbefehle zum editieren von Code hat.

Vor einer Woche beschloss ich, Emacs eine Chance zu geben. Emacs ist im Kern ein ELisp-Interpreter mit Texteditor-Erweiterungen. Es fühlt sich eher wie ein Betriebssystem an, als ein Editor. Dies ist es genaugenommen auch. Die Komplexität dahinter erschließt sich dem User erst nach langer Benutzung. Zum Glück ist es jedoch möglich, Dateien per Dialog oder Terminal zu öffnen, bearbeiten und zu speichern, ohne sofort in die Tiefe gehen zu müssen. Kurz gesagt: Emacs kann alles. Text, Email, Kalender, Projekt-Management, Spiele, und vieles mehr.

Ich nutze die macOS-Version, die ich über Homebrew installiert habe. Die Tastenkürzel werden in Emacs über die Ctrl- und Meta- (Alt oder Esc) Tasten benutzt. Um auf einem Macbook mit Qwertz-Tastatur die Bedienung zu erleichtern, habe ich die Ctrl-Taste auf Caps-Lock gemappt, welche ich nie zu ihrem eigentlichen Zweck verwende. Ein paar weitere Mappings waren nötig, um Zeichen wie { } ] | [ tippen zu können, da für diese die Alt-Taste gebraucht wird.

Das Setup ist grundsätzlich nicht schwieriger als bei VIM. Anfangs reicht es, alle Defaults, die man ändern will, in der Datei ~/.emacs festzuhalten. Plugins und Extensions werden über MELPA bezogen.

Beim googlen nach Emacs-Themen stößt man schnell auf den Org-Mode. Hierbei handelt es sich um ein featurereiches Outliner-Organisations-Tool, welches mit einfachen Textdateien arbeitet. Mit der App Orgzly kann ich die Org-Mode-Dateien unterwegs ansehen und bearbeiten, und das ganze per Dropbox synchronisieren.

Ein paar Nachteile und Mankos hat Emacs jedoch. Es ist nicht ohne weiteres möglich Emojis anzuzeigen. Die Entwickler haben dieses Feature bereits implementiert, jedoch wieder deaktiviert, um Linux-User nicht zu benachteiligen. Zum arbeiten in HTML und CSS (ich benutze Emojis gerne in Mockups und Prototypen statt SVG-Icons) kann man die Einschränkung mit Unicode-Codes umgehen.

Sehr geholfen haben mir anfangs das normale Manual, welches mitgeliefert wird, und die Videos von Mike Zamansky unter https://cestlaz.github.io/stories/emacs/.

Fazit nach einer Woche: Ich bin begeistert. Nach ein paar Tagen war ich genauso Produktiv wie mit Sublime und Vim. Als nächstes werde ich den Evil-Mode ausprobieren, welcher es erlaubt, mit VIM-Shortcuts zu arbeiten.

Auf in die zweite Woche!


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